Ohne Sakko nach Monaco – dafür mit ordentlich Trouble

Kennt ihr das? Da gibt es ein Lied, und das auch noch vom Vornamensvetter. Schon über 40 Jahre her. Aber plötzlich absolut aktuell: „Mit dem Sakko nach Monakko und mit Caroline auf der Maschine“.  Das Album „Udopia“ von Udo Lindenberg kam 1981 in die Läden, und meine Gäste und ich fuhren 41 Jahre später zum Oldtimer Grand Prix ins Fürstentum. Jedoch ohne Sakko, dafür aber mit gehörig Trouble.

Casino-Action ohne Kugel, Spielkarten oder Würfel – dafür mit ordentlich Sound.

Doch der Reihe nach. Wir weilen an der Ligurischen Küste in Diano Marina, kurven auf den Spuren der Rallye Sanremo und Rallye Monte Carlo mit unseren Oldtimern durch das Hinterland und die Berge und freuen uns auf den abschließenden Samstag. Auf nach Monaco zum Training des Oldtimer Grand Prix im Fürstentum. Die Karten sind für alle gebucht, die Sitzplätze auf der Tribüne gegenüber dem Casino reserviert, und rechterhand das Hotel de Paris. Besser geht’s nicht. Oder?

Blau“blütig“ sind auch die Tribünen im Fürstentum.

Eigentlich war geplant, selbst auf eigener Achse zu den Monegassen zu reisen. Aber beim Oldtimer Grand Prix mutieren dort alle Parkhäuser zu Fahrerlagern, die Stadt wird frühzeitig für den normalen Verkehr abgesperrt, wir sind des Französischen nur rudimentär mächtig – also, dass kann nach menschlichem Ermessen nur im reinen Chaos enden. Ob jetzt das Lindenbergische Sakko hilft? Wahrscheinlich weniger…

Die freundliche Familie Zago, die seit mehr als einem halben Jahrhundert ihr wunderbares Hotel Bellevue et Mediterranée in Diano Marina führt, ist wie immer mehr als hilfsbereit. Nein, der gewünschte Bus für den Transfer nach Monaco ist nicht zu bekommen, aber mit drei Taxen müsste es doch auch gehen. Wunderbar, läuft, denke ich – auch wenn die zusätzlichen Kosten nicht kalkuliert waren. Aber was spielt Geld schon für eine Rolle in Monaco? Einmal mitten drin bei den „Ganz Schön Reichen“ – das ist es mir für meine Gäste wert.

Man(n) spricht deutsch auf der Casino-Tribüne.

Und so nimmt die Geschichte ihren Lauf. Die Taxen holen uns pünktlich zur vereinbarten Zeit im Hotel ab. Der Chef kommt zu mir. „Wir bringen euch jetzt bis zur Tourist Information in Monaco. Dort steigt ihr sofort aus. Da dürfen eigentlich nur Busse halten. Wenn wir schnell machen, klappt das.“ Um eins vorweg zu nehmen, das war nur die halbe Wahrheit. Ich informiere alle, und los geht’s. Über die Autobahn nach Monaco, den Berg hinunter bis zur Tourist Information, übrigens nur 200 Meter von unserer Tribüne entfernt. Bingo, geht doch.

Doch bevor die Endorphine bei mir im Blut Blasen schlagen, kommt unser Taxi-Chef mit neuen Instruktionen zu mir: „Wir holen euch um 17 Uhr hier wieder ab. Seid bitte pünktlich, sonst gibt es Probleme.“ Okay, mein italienischer Freund, mach mal halb lang, nichts wird so heiß gegessen wie gekocht, auch in Monaco. Zur Not hol ich mir halt ein Sakko.

Renn-Feeling wie in den 1950er Jahren. Bis auf den Helm.

Der Tag auf der Tribüne vor dem Casino vergeht wie im Fluge. Historische Rennwagen der unterschiedlichsten Epochen geben sich ein flottes Stelldichein, gegenüber brennt in einer Hotelküche eine Fritteuse und die jungen Platzanweiserinnen sind freundlich und nett. Meine Gäste sind happy, denn auch die Dixy Klos neben der Tribüne sind First Class. Die Zeiger der Uhr drehen sich unaufhaltsam Richtung 17 Uhr. Alle sind pünktlich am verabredeten Treffpunkt. Die drei Taxen auch. Aber nur zwei treten ohne Probleme die Rückreise nach Diano Marina an. Die dritte Droschke bleibt im Fürstentum stecken.

Als meine Gäste in den dritten Wagen einsteigen wollen, schreitet ein monegassischer Ordnungshüter vehement ein. „Was das denn soll? Ein Taxi aus Italien darf hier keine Fahrgäste aufnehmen. Nur lokale Taxen dürfen das!“ wird der Polizist mehr als bestimmt. Jetzt entspinnt sich eine italienisch-monegassische Diskussion zwischen Taxifahrer und Polizeibeamten darüber, ob das Fahrgäste oder Amici (Freunde) sind, die in die Droschke einsteigen wollen. Dies ist keine sachliche, sondern eine höchst emotionale Diskussion zwischen den beiden. Seid beruhigt, es blieb lediglich bei einem vehementen Wortgefecht.

Ich bekomme das alles nur mit, weil der Fahrer mit den Problemen in Monaco mit dem Chef in meinem Taxi telefoniert. Auf Italienisch. Ich verstehe also kein Wort, habe aber das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmt. „Kein Problem“, versucht mich Chef zu beruhigen. Aber weitere Infos gibt es erst mal nicht auf dem Weg zurück ins Hotel.

Viel Verkehr – auch ohne Taxi.

Zwei Taxen kommen pünktlich im Hotel an. Aber wo bleibt der dritte Wagen? „Alles in Ordnung, die sind unterwegs“ bleibt unser Taxi-Chef ganz cool. Ja, und irgendwann, gefühlt Stunden später, erreicht auch Wagen Nummer drei sein Ziel. Die Fahrgäste sind in einer zwiespältigen Gefühlslage. Einerseits froh, wieder ohne Blessuren im Hotel angekommen zu sein, andererseits schon emotional angegriffen, wie harsch der Polizist in Monaco mit ihnen umgesprungen ist.

Was war das Problem? Ganz einfach, auswärtige Taxifahrer dürfen keine Fahrgäste in Monaco abholen. Deshalb die lautstarke und emotionale Diskussion, ob Freunde oder Fahrgäste zusteigen. Und die für alle einvernehmliche Lösung des Problems war so einfach wie nahe liegend. Nur 200 Meter vom Diskussionsort entfernt wird aus Monaco wieder Frankreich. Dort hat der monegassische Ordnungshüter nichts mehr zu sagen. Also gehen wir 200 Meter in die Grand Nation, steigen unbehelligt ins italienische Taxi und freuen uns, eine drohende internationale Krise pragmatisch entschärft zu haben – auch ganz ohne Sakko, aber mit einem dicken Extra-Tipp.

Zum Hotel geht’s hier https://www.bellevueetmediterranee.it/de/

Und das Video zum Beitrag findet ihr hier https://youtu.be/LnC-2va7dUY

Ähnliche Beiträge

2 Kommentare

  1. Hallo Udo, ich lese mit Begeisterung deine Reiseberichte und warte gespannt auf die nächste Episode. Bitte weiter so!
    Liebe Grüße
    Marina

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert