Big in Japan – die BCM 2025

Bremen mal ganz anders: diesmal nicht zum Inder meines Vertrauens, dafür leckeres Auto-Sushi im XXL-Format auf der Messe. Diesmal nicht mit gestandenen „BCM-Profis“ an der Bürgerweide unterwegs, dafür mit zwei Bremen Classic Motorshow-Novizen aus Berlin und aus der Nähe von Backnang. Diesmal nicht als Aussteller, sondern als bloggender Besucher. Und es war brechend voll, denn es gab viel zu sehen…

Treffpunkt Parkhaus

Am Freitag erwartete die Besucher im Parkhaus der ÖVB-Arena eine große und bunte Auswahl an Oldies. Natürlich suchen hier wie immer eine Vielzahl an Benzen ein neues Zuhause, aber diesmal war wirklich was für (fast) alle dabei. Auch interessante Fahrzeugangebote unter 10.000 Euro waren keine Seltenheit. Ihr kennt meine Vorliebe für „Gegen-den-Strich-Oldtimer“ – und ich kam auf meine Kosten. Da lockt doch etwas verschämt ein japanischer Kleinwagen in unschuldigem Weiß, aber mit keckem Klecksaufkleber auf der Motohaube für sage und schreibe 2.222 Euro? Ein Nissan Micra 1.2 aus dem Jahr 1989 in properen Zustand (auch nach dem dritten Blick) mit knapp 110.000 Kilometern auf der Uhr und TÜV bis April 2026.  Nicht weit entfernt steht, ebenfalls in weißer Lackierung, ein ebenso chicker wie seltener Matra Murena. Das ist ganz nah an meinem vierrädrigen Beuteschema, aber, zum Glück oder Unglück, liegt auf dem Armaturenbrett schon der Zettel „Verkauft“. Und das schon nach ganz wenigen Messestunden. Da ist mir wohl ein echtes Schnäppchen durch die Lappen gegangen.

Und die positiven Eindrücke und Fundstücke im am Freitag eher milden Parkhaus-Klima hören nicht auf. Aus der Luxusklasse grüßt ein Audi V8, offenbar mit Wurzeln aus der Schweiz, Baujahr 1990 und einem verlockenden Preis: 7.250 Euronen soll er kosten. Mit einer Laufleistung von 206.000 km, H-Zulassung und einem astreinen Innenraum punktet die graue Audi-Eminenz. Aber leider gibt es eine Blechkaltverformung vorne links, ein paar Hageleinschläge auf dem Dach und rechts gibt es an der Frontschürze Arbeit. Nichts substanzielles, reine Kosmetik und ’ne Menge Arbeit. Auch hier überlege ich offensichtlich zu lange. Samstags ist der V8 schon spurlos in Richtung neue Heimat verschwunden…

Ach ja, da war auch noch der Citroen Xantia aus erster Hand mit H-Zulassung und knapp 60.000 km gelaufen. 5.500 Euro steht auf dem Preisschild. Aber der Xantia lässt mich eher kalt. Die Herzen der Käufer erwärmt immer noch ein Fiat 500. Samstags zeigen alle drei Cinquecentos im Parkhaus stolz das Schild „Verkauft“.  Auch der tadellose Renault R 21 mit V6-Motor ist samstags weg – kein Wunder bei einem Preis von unter 9.000 Euro. Der imposante „Glaserati“ (Glas 3000) spielt natürlich in einer ganz anderen Gewichtsklasse und erfüllt dazu das Parkhaus mit elegantem Frua-Flair. Da konnte einem der große Opel Admiral direkt daneben fast schon ein wenig leidtun.

Hochkarätiges Auto-Sushi

Nicht nur mit dem Parkhaus hat die Bremen Classic Motorshow die Nase vorn. Einmal mehr auch bei den Sonderthemen. Mit der großen Sonderschau „Von Turbo bis Tradition – Japans Sportwagen-Ikonen“, die zwölf heimliche und echte Stars präsentierte, rückte Projektleiter Frank Ruge mit seinem Team erstmals das historische Blech aus dem Land der aufgehenden Sonne ins Rampenlicht einer etablierten Oldtimermesse. Besten Dank, lieber Frank, euer Sushi war exzellent!

Nissan Skyline GTR
Cockpit Nissan Skyline GTR

Die Bremer erkannten, dass sich unter dem Wahrnehmungsradar der etablierten Oldtimer-Gesellschaft längst eine agile Szene etabliert hat, für die japanische Sportwagen Kult ist. Manche Sammlerstücke, die an der Weser in Halle 5 gezeigt wurden, faszinieren mit technischer Extravaganz – wie der Mitsubishi 3000 GT (1994) mit Allradlenkung oder der bezaubernde Honda S 800 (1970), dessen Höchstdrehzahl jenseits der 10.000er-Marke liegt. Andere räumten groß im Motorsport ab – zum Beispiel der Toyota Celica Twin Cam Turbo, (Björn Waldegaard; Rallye Elfenbeinküste 1986) und der Mitsubishi Pajero (Jutta Kleinschmidt; Rallye Dakar 2001).

Turbogeladenen Boliden wie der Nissan Skyline GT-R, R34, oder der Toyota Supra, A80, wurden durch die Fast-and-Furious-Filme zu Ikonen. Die Streifen legten den Grundstein für die enorme Popularität speziell des Skyline GT-R bei jungen Autoenthusiasten. Big in Japan: Der erste Fast-and-Furious-Film war im Jahr 2001 weltweit ein Riesenerfolg. Damals strömten die Teenager in die Kinos und eiferten danach ihren automobilen Leinwand-Helden auf der Sony Playstation nach. Die Gran Turismo-Reihe, eine millionenfach verkaufte Rennsimulation, tat ihr Übriges. Auch für den Ferrari-Killer Honda NSX (1991), den ich nicht vergessen möchte. „Mit diesen Ikonen aus fünf Jahrzehnten wollen wir zeigen, dass es die große Automobilbau-Nation Japan verdient hat, endlich auch in der Mitte unserer Oldtimer-Gesellschaft anzukommen“, erklärte Frank Ruge die (noch) ungewöhnliche Themenwahl. Wobei der einzige längst anerkannte Weltstar unter den Klassikern Made in Japan als Zugpferd fungierte: der faszinierende, aktuell rund 1,2 Millionen Dollar teure Toyota 2000 GT von 1967. 007 lässt grüßen.

Motorräder der 80er Jahre ohne Japan – Undenkbar

Ist es Zufall, dass die Motorrad-Sonderschau in diesem Jahr in Bremen ohne Modelle aus Japan undenkbar gewesen wäre? Die Achtzigerjahre waren ein besonderes Jahrzehnt in der Geschichte der Zweiräder. Die 1980er waren das erste Jahrzehnt, in dem sich das Motorradangebot stark diversifizierte. Aus dieser Zeit stammen sowohl Motorrad-Typen als auch technologische und gestalterische Neuerungen, die noch heute auf dem Motorradmarkt bestehen. Auf den Straßen tauchten plötzlich ganz neue Gattungen auf: Supersportler, Soft-Chopper, Luxus-Tourer und Reiseenduros buhlten um die Gunst der Kunden. Die Zweitakter erreichten ihren Zenit, ehe sie kurz danach nahezu ausstarben. Der Wankelmotor kam und verschwand genauso schnell. Dazu gesellten sich in dieser Zeit technische Innovationen wie beispielsweise Alurahmen, Zentralfederbeine, Kraftstoffeinspritzung, 3-Wege-Kats und Anti-Blocker-Systeme. Mit 24 ausgesuchten Exponaten zeigte die Motorrad-Sonderschau der Bremen Classic Motorshow Bestseller, Flops und Meilensteine dieser außergewöhnlichen Zeit.

Dicke Kombis, Rennmaschinen, alte Fahrräder und alles, was du nicht wirklich brauchst
Und es gäbe noch viel mehr von der Bremen Classic Motorshow zu erzählen. Aber das sprengt hier den Rahmen. Also mein gut gemeinter Tipp: Besucht einfach die nächste BCM vom 30. Januar bis zum 1. Februar 2026.

Zum Schluss zeige ich euch noch ein paar Impressionen, die versuchen, die Spannbreite der Bremen Classic Motorshow abzubilden: von den MotorRavern mit ihren US-Kombis über Rennmotorräder aus alten Tagen, bis hin zu historischen Drahteseln und Rollern, Clubs und Ersatzteilen sowie allem, was das Oldtimer-Herz begehrt (meine Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit).  

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert