Im Quartett zum Messe-Jubiläum an die Maas

Draußen ist es nass-kalt und nebelig. Temperaturen rund um den Gefrierpunkt. Das ideale Wetter, um depressiv zu werden. „50 shades of grey“ fallen mir ein. Und doch wird es ein wirklich guter Tag. Der Weg führt drei Oldtimer-Freunde und mich nach Maastricht. Nein, wir besuchen hier nicht André Rieu, sondern steuern fokussiert den Parkplatz 6 am Messegelände MECC, direkt neben der international renommierten Universität, an. Stephan ist nicht nur ein guter Fahrer, sondern ein noch besserer Gastgeber. Frische, selbst belegte Brötchen und gekühlte Getränke machen die kurze Fahrt von Eschweiler nach Maastricht zur leckeren zweiten Frühstücks-Tour.

Es war soweit: Die InterClassics in Maastricht öffnete ihre Pforten und die dunkle Jahreszeit ging für Axel, Harald, Stephan und mich sowie zahlreiche Messebesucher eindrucksvoll zu Ende. Noch bis zum nächsten Sonntag verwandelt sich das MECC Maastricht zum 30. Mal zum winterlichen Paradies für alle Freunde des rostenden Bleches.

Unter dem Motto „Best of the Best“ präsentierte die Jubiläumsausgabe der InterClassics Maastricht eine exklusive Auswahl der spektakulärsten Fahrzeuge aus den vergangenen drei Jahrzehnten dieser traditionsreichen Messe. Auf über 35.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gab es mehr als 800 Oldtimer, Youngtimer und Supersportwagen sowie vieles, was dazu gehört, zu bestaunen.

Vier gewinnt

Vier Oldtimer-Freunde heißt auch vier Vorlieben und Interessengebiete. Stephans Herz geht bei Fahrzeugen aus dem britischen Königreich auf. Alles was von der Insel kommt, besonders die ebenso schweren, wie schnellen und unbezahlbaren Vorkriegsrennwagen, ziehen den Jaguar-Fahrer magisch an. Axel ist da ganz anders gepolt, umfänglich monomarken infiziert. Alles von Porsche zieht ihn in den Bann, auch wenn der Blick hier und da schon mal zu Ferrari schweift. Sein Bruder Harald ist Alfisti durch und durch. Oder soll ich besser schreiben, war Alfisti durch und durch? In Maastricht hält er gezielt Ausschau nach einem W 107, dem wohl populärsten Mercedes SL-Oldtimer überhaupt. Ja, und ich freue mich über jeden „Überlebenden“ aus dem Bereich Brot-und-Butter-Autos und „Gegen-den-Strich-Oldtimer“. Um es vorweg zu nehmen, wir sind alle auf unsere Kosten gekommen. Und hier der Link zum Vier-gewinnt-Video https://youtu.be/K7_sMq3V5u8?si=b02uYESj3YinJXGi

Am späten Nachmittag und nach einem intensiven Rundgang durch die Messehallen in Maastricht war es an der Zeit, die persönlichen Fazits unseres Quartetts einzusammeln. Axel war angetan von der hohen Porsche-Präsenz auf der Messe, aber auch ein wenig nachdenklich: Die Preise für historische Porsche und Youngtimer aus Zuffenhausen scheinen sich, zumindest in Maastricht, zu stabilisieren und teils auch leicht rückläufig zu sein. Ganz anders Harald. Er erlebte hautnah die Spannbreite der angebotenen 107er SL. Aber, wie das oft so bei uns Oldtimer-Freunden ist, hat das (über)teuerste und auch auf den zweiten Messeblick offensichtlich qualitativ beste Messeangebot seinen Stachel schon tief ins Herz von Harald gebohrt. Mal sehen, was daraus wird.

Bricht dieser 107er Haralds Herz?

Stephan fand auch genügend historisches Anschauungsmaterial aus den Häusern Bentley, Aston Martin und Jaguar. Dazu hatte er auch ein ganz waches Auge auf italienische Diven wie Maserati Biturbo oder Lancia Delta Integrale.

Und ich wurde auch fündig. Ein quitsch-oranger Simca 1100 in außerordentlich gutem Zustand war mein ungekröntes Messe-Highlight. Ein Händler bot einen guten Querschnitt durch die Ausführungen des Peugeot 504 an. Und einen offenen Citroen SM hatten wir alle auch noch nicht gesehen. Ach ja, und ein Oldtimer, der aus der Straße stammt, in der ich seit mehr als 25 Jahren lebe, fehlte mir auch noch in meiner langen „Messe-Sammlung“. Ein VW Bulli mit der originalen Maler-Reklame inklusive einer Adresse, die nur ein paar Häuser die Straße runter liegt, suchte bei einem Händler zum Spottpreis von fast 40.000 Euro ein neues Zuhause.  Klassische Motorräder scheinen dazu im Aufwind zu sein. Eine wirklich erfreuliche Entwicklung, meine ich.

Das Highlight: Die „Best of the Best“-Ausstellung

Seltene Traumwagen wurden hier präsentiert, die von den Oldtimer-Fans selbst ausgewählt wurden. In einem Voting haben rund 4.000 Menschen über ihre Lieblingsautos aus der 30jährigen Geschichte der InterClassics Maastricht entschieden. In zwei Abstimmungsrunden wählten sie aus über 100 exklusiven Oldtimern und Supersportwagen ihre Favoriten für die diesjährige Oldtimermesse. Als absoluter Liebling wurde der Ferrari 250 SWB gekürt.

Unter den ausgestellten Raritäten fanden sich etwa der Alfa Romeo Giulia TZ1, ein Rennwagen aus dem Jahr 1964, von dem nur 112 Exemplare existieren, und der Jaguar D-Type, der einst in Le Mans gewann. Weitere Perlen der Automobilgeschichte waren der Aston Martin DB3, ein Ford GT40 aus der Ecurie Belge und der legendäre Shelby AC Cobra.

Fans klassischer Fahrzeuge kamen voll auf ihre Kosten, denn das Voting der Oldtimer-Community zeigte eine klare Präferenz für Klassiker. Ikonen wie der Ferrari 250 GT California Spyder (1957) überflügelten in der Gunst der Fans moderne Supersportwagen wie den LaFerrari. Selbst der Aston Martin DB5, bekannt aus dem James-Bond-Film „Goldfinger“, ließ jüngere Modelle wie den Aston Martin Valkyrie und den Victor hinter sich.

Eine Reise durch die Automobilgeschichte

Die Sonderausstellung zum 30. Geburtstag der InterClassics bot eine breite thematische Vielfalt: Vom Alfa Romeo 6C 2500 SS Villa D’Este über den Bugatti Type 35 bis hin zum Lancia Stratos wurde eine große Bandbreite der Automobilgeschichte abgedeckt. Auch Kinofans kamen auf ihre Kosten: Der Ford Mustang „Eleanor“ aus dem Film „Gone in 60 Seconds“ sorgte nicht nur bei Cineasten für glänzende Augen. Die Präsentation der Fahrzeuge war puristisch-edel, die Farbe Rot dominierte die Inszenierung.

Ein Jubiläum, das Lust auf nächstes Jahr macht

Die 30. InterClassics Maastricht war mal wieder ein Erlebnis. Faszinierende Traumautos, klassische Automobile in hoher Markenvielfalt und für fast jeden Geldbeutel, klassische Rennsport-Boliden, liebevoll gestaltete Club-Stände, Zubehör, automobile Kunst, Reise- und Rallyeanbieter, Literatur, Garagen-Deko sowie Pflegemittel, ein wenig Werkzeug und Schmierstoffe bildeten die Jubiläums-Melange, die uns gut mundete. Eines steht fest: Wer die Leidenschaft für historische Fahrzeuge teilt, hat in der InterClassics Maastricht spätestens jetzt ein jährliches Pflichtprogramm gefunden – und die Vorfreude auf die nächste Ausgabe ist schon jetzt -zumindest in meinem Quartett- groß!

Und hier noch ein Link zu einem kurzen Messe-Video-Rundgang https://youtu.be/OeJ5EQh7x6Y?si=SmPLR7wd0iZ0Gkhz

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2 Kommentare

  1. Hallo Udo, informativer Beitrag zur gerade begonnenen InterClassic. Erübrigt fast mein geplanter Besuch. Aber ich fahre trotzdem am Sonntag nach Maastricht um den Messeflair wieder persönlich zu erleben. Danke für deinen Kommentar und die ersten Eindrücke.
    Grüße; Wilfried

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