Spa Summer Classic: Historischer Motorsport auf der Ardennen-Achterbahn – ganz ohne Eintrittsgeld

Als am vergangenen Wochenende die Motoren in den belgischen Ardennen aufheulten, war es wieder soweit: Die Spa Summer Classic verwandelte den legendären Circuit de Spa-Francorchamps in ein lebendiges Museum des Motorsports. Was vor 17 Jahren als kleines Treffen für Enthusiasten begann, hat sich mittlerweile zu einem wichtigen Event für historischen Rennsport in West-Europa entwickelt. Vom 25. bis 27. April 2025 versammelten sich an die 500 Fahrer und Fahrerinnen, Motorsport-Teams aus ganz Europa und einige tausend Zuschauer, um die goldene Ära des Motorsports zu feiern.

Bereits im vergangenen Jahr hatte ich mit meinem Freund Axel das Vergnügen, diese besondere Veranstaltung zu besuchen, und auch dieses Jahr waren wir wieder vor Ort. Die persönlichen Eindrücke waren und sind mehr als positiv – nicht nur, weil bei unseren beiden Besuchen die Sonne über den Ardennen strahlte. Wer hautnah historischen Motorsport ohne Schickimicki erleben möchte, ist bei Spa Summer Classic genau an der richtigen Adresse..

Ein Rendezvous mit der Motorsportgeschichte
Die berühmte sieben Kilomter lange Strecke mit ihren 20 anspruchsvollen Kurven und der einzigartigen Eau Rouge wurde an diesem Wochenende zur Zeitmaschine. Rennwagen aus fünf Jahrzehnten – von den 1950ern bis Ende der 1990er – brachten den Asphalt zum Vibrieren. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Die Spa Summer Classic ist mehr als nur ein Rennen, es ist eine Hommage an die Vielfalt des Motorsports und seiner faszinierenden Geschichte.

Dieses Video sagt mehr als 1.000 Worte https://youtu.be/U2LJnE5-ybA?si=Z6iE81KO0ukvMvLm

Was die Spa Summer Classic auszeichnet, ist die unglaubliche Bandbreite der teilnehmenden Fahrzeuge für eine ganze Reihe von Rennen und Serien wie das 3 Stunden Rennen von Spa, Läufe zum BELGAR Historic Cup, Historic Monoposto Rennen, Super Sixties Racing, Historic Championship ’65 und ’81, Kampf der Zwerge, und die 1300 European Touringcar Challenge.

Von legendären DTM-Boliden über historische GT-Fahrzeuge bis hin zu eleganten Formelwagen und zweisitzigen Sportwagen-Prototypen spannte sich der Bogen im Fahrerlager und auf der Ardennen-Achterbahn. Besonders spannend: Auch hochwertige Repliken historischer Rennfahrzeuge wie das legendäre Cobra Le Mans Coupé waren zugelassen, wodurch einige der seltensten Modelle wieder auf der Strecke zu sehen waren – wenn auch als authentische Nachbauten.

Das Highlight: 3 Stunden Spa-Francorchamps wie in alten Zeiten
Der Höhepunkt des Wochenendes war zweifellos das dreistündige Langstreckenrennen für Touren- und GT-Wagen mit Baujahr bis 1976. Hier wurde historischer Motorsport in seiner reinsten Form zelebriert: Mit Fahrerwechseln, geplanten und ungeplanten Boxenstopps mit oder ohne Betankung. Ein Spektakel, das an die großen Tourenwagenrennen vergangener Tage erinnerte und bei Fahrern wie Zuschauern für Gänsehautmomente sorgte.

Motorsport zum Anfassen – Ein Paradies für  Oldtimer-Fans
Was die Spa Summer Classic von vielen anderen Rennveranstaltungen unterscheidet, ist ihre außergewöhnliche Zugänglichkeit. Für Oldtimer-Enthusiasten ist diese Veranstaltung ein absoluter Geheimtipp und eine der ganz wenigen historischen Rennveranstaltungen in Europa, die gleich drei entscheidende Vorteile bieten:

Erstens: Der Eintritt zu sämtlichen Bereichen der Veranstaltung war vollständig kostenlos – in Zeiten stetig steigender Ticketpreise bei vergleichbaren Events eine bemerkenswerte Ausnahme.

Zweitens: Besucher erhalten uneingeschränkten Zugang zum Fahrerlager, zu den Boxen und allen Tribünen. Diese Offenheit ermöglichte es, die historischen Rennwagen aus nächster Nähe zu betrachten, bei Reparaturen und Wartungsarbeiten zuzuschauen und mit den Teams ins Gespräch zu kommen.

Drittens: Die Veranstaltung besticht durch ihre absolut sympathische und unprätentiöse Atmosphäre. Hier gab es ganz wenige VIP-Bereiche und abgeschotteten Zonen. Also, keine künstlichen Barrieren zwischen Fans, Fahrern und Fahrzeugen. „Der Geist des ursprünglichen Motorsports lebt hier noch“, ist der Brite Brian Lambert, der beim 3 Stunden-Rennen einen MG B pilotiert, überzeugt. „Man trifft auf Gleichgesinnte, ohne Starallüren oder übertriebenen Kommerz.“

Für Fotografen bot die Veranstaltung einmalige Motive: Oldtimer im Powerslide vor der grünen Kulisse der Ardennen, konzentrierte Mechaniker beim fachmännischen „Haubentauchen“ oder wilde Ausbremsmanöver vor der La Source-Spitzkehre. Die offene Atmosphäre machte es möglich, Perspektiven zu finden, die bei großen Rennserien längst hinter Absperrungen verschwunden sind.

Camping mit Motorensound
Wer das volle Erlebnis suchte, campte direkt an der Strecke. Rund 200 Stellplätze standen zur Verfügung – für 48 Euro pro Platz konnten bis zu vier Personen das gesamte Wochenende verbringen. Die Ausstattung war bewusst einfach gehalten: keine Stromversorgung, aber funktionale Sanitäranlagen. „Das gehörte zum authentischen Erlebnis“, meinte Stammgast Pierre aus Luxemburg, der seit zehn Jahren dabei ist. „Abends am Lagerfeuer sitzen, während in der Ferne noch an den Autos geschraubt wurde – das ist unbezahlbar.“

Mehr als nur Rennsport
Die Spa Summer Classic ist längst mehr als eine reine Rennveranstaltung – sie ist ein Szene-Ereignis, bei dem sich eine internationale Gemeinschaft von Enthusiasten trifft. Hier werden Erfahrungen ausgetauscht, Freundschaften geschlossen und gemeinsame Erinnerungen geschaffen. Die Generationen übergreifende Begeisterung für historischen Motorsport ist hier überall spürbar.

Als mein Freund Axel und ich im vergangenen Jahr zum ersten Mal die Veranstaltung besuchten, waren wir sofort von der ungezwungenen Atmosphäre und der hohen Qualität der Fahrzeuge und Teams begeistert. Die Entscheidung, auch 2025 wiederzukommen, fiel uns daher leicht. „Die Art, wie hier Geschichte lebendig wird, ohne dabei museal zu wirken, ist einzigartig“, meint der Belgier Mario Potters beim Betrachten seines schnellen Peugeot 205 GTi im Fahrerlager. „Man fühlt sich wie Teil einer großen Familie.“ Die Veranstaltung hat nicht umsonst (oder doch?) viele Stammgäste. Sie schätzen die familiäre Atmosphäre und die Möglichkeit, Geschichte hautnah zu erleben. Für viele ist es mittlerweile ein fester Termin im Kalender.

Fazit: Ein Muss für Motorsportfans
Die Spa Summer Classic 2025 bot wieder drei Tage voller Rennsportnostalgie, technischer Perfektion und belgischer Gastfreundschaft. Wer authentischen Motorsport erleben möchte, fernab von übertriebener Kommerzialisierung, aber mit umso mehr Leidenschaft und Geschichte, sollte sich den April 2026 im Kalender markieren. Der Eintritt war frei, die Begeisterung unbezahlbar.

Praktische Tipps
Anfahrt und Parkinformationen: Der Circuit de Spa-Francorchamps liegt in den belgischen Ardennen, etwa 50 km südöstlich von Lüttich. Das Parken war ausschließlich auf den offiziellen Parkplätzen P1 und P2 der Rennstrecke möglich und kostete in diesem Jahr 12 Euro pro Tag pro PKW. Wichtig für Besucher aus Deutschland: Die Parkgebühr konnte nur bargeldlos bezahlt werden, also Kreditkarte oder EC-Karte bereithalten! Wer campen wollte, musste rechtzeitig anreisen – die Plätze wurden nach dem Prinzip „first come, first served“ vergeben.