Hand in Hand: Alte und moderne Technik für guten Klang im Oldtimer
Oldtimerfahren an sich ist schon eine wunderbare Sache. Hinter dem Lenkrad seines Klassikers wird jede Fahrt zur persönlichen Zeitreise. Die Pflege des alten Eisens, der stetige Kampf gegen die braune Pest und das hartnäckige Reparieren von mechanischen Wehwehchen machen aus unserem Hobby gern und manchmal schneller, als einem lieb ist, eine Wundertüte voller Überraschungen.
Überraschungen bietet auch oft der Inhalt des berühmten DIN-Schachtes im Armaturenbrett. Autoradio oder Cassettenradio sorgen hier in vielen Oldtimern für mehr oder weniger wohl klingende Unterhaltung. Um den Erhalt, die Reparatur und die klangliche Aufwertung kümmern sich heute erfolgreich einige Spezialisten, die in den einschlägigen Kleinanzeigenmärkten der Oldtimer-Zeitschriften inserieren und regelmäßig auf den Oldtimermessen mit ihren Ständen anzutreffen sind.
Die Geschichte der Musik-Cassette: Ein kurzer Rückblick
Funktionstüchtig zeitgemäße Autoradios sind also nicht das Problem. Seit Philipps 1963 die Musik-Cassette erfand und auf der Berliner Funkausstellung als Innovation präsentierte, sind mittlerweile auch schon 62 Jahre vergangen. Die Erfindung der Musik-Cassette revolutionierte die Musikbranche und ermöglichte es Millionen von Menschen, erstmals ihre eigene Musik aufzunehmen und zu produzieren – inklusive Bandsalat. Die Cassette wurde besonders bei Jugendlichen beliebt, da sie es ermöglichte, Lieblingshits aus dem Radio aufzunehmen. Es entstanden Kombigeräte mit Radio (Radiorekorder) und später auch Stereogeräte. Die Einführung des Walkmans von Sony in den 1980er-Jahren machte die Cassette zum ersten wirklich mobilen Musikmedium. Die unerhört (was für ein Begriff in diesem Zusammenhang) erfolgreiche Compact Cassette erobert auch den DIN-Schacht im Auto im Sturm. Experten schätzen, dass weltweit gut 100 Milliarden Cassetten verkauf wurden.

Die Herausforderung: Musik zwischen Nostalgie und Moderne
Ja, und was hat das alles mit der Oldtimerei zu tun? Die Frage ist berechtigt. Vielleicht bin ich ja auch nur einer der wenigen, die sich fragen, wie bekomme ich die alte Cassette, die mir im Oldtimer meine selbst aufgenommene Musik abspielt, mit den heute so populären Streaming-Diensten unter einen Hut? Soviel Titel wie bei Spotify oder Amazon Music, um beispielhaft nur zwei Anbieter zu nennen, hat kein Archiv, das ich kenne. Diese Plattformen bieten direkten Zugriff auf die Titel und die Möglichkeit eigene Playlists zu erstellen, ohne Werbung und ohne Radiomoderatoren, die gerne in die Musik reinquatschen. Kurz, die Streaming-Dienste sind eigentlich die idealen Zuspieler für die Compact-Cassette in meinem Oldtimer.

Und jetzt kommt die Gretchen-Frage: Wie verbinde ich mein Smartphone mit meiner guten alten Hifi-Anlage? Also Musik vom Smartphone rein in den Verstärker, von da über die Cinch-Kabel ins Cassetten-Deck und hier auf die Cassette. Eins vorweg, ich bin kein Highender, sondern mag einfach einen guten Klang, auch im Auto, wo richtiges HiFi ja ohnehin kompliziert ist: Du sitzt immer verkehrt, die unterschiedlichen Materialien –Glas, Polster, Metall, Kunststoff- machen es den Lautsprechern nicht eben leicht und Motor- und Windgeräusche stören dazu den musikalischen Ohrenschmaus.
Brückenschlag zwischen Alt und Neu: Die Lösung
Also, ein guter Stereo-Ton für meine auch schon ziemlich abgenutzten Hörknöchelchen und Trommelfelle bitte. Rosenmontag war es dann soweit. Der betagte Wega-Receiver zusammen mit den kaum jüngeren Sony-Regalboxen beschallten unsere Küche und benachbarte Häuser mit Karnevalhits und modernen elektronischen Beats – die Mucke kam aus dem Smartphone meines Sohnes. Die Verbindung zwischen alt und neu war ziemlich simpel. Sohnemann steckte einen Bluetooth-Audioreceiver in den USB-Ladeadapter. Das Cinch-Kabel mit seinem 3,5-mm-Klinkenadapter verbindet den Bluetooth-Receiver mit dem Wega-Receiver, der sich über die roten und weißen Cinch-Stecker freute, die Platz im AUX-Eingang fanden. Kurzer Bluetooth-Verbindungscheck und schon gab’s akustisch kein Halten mehr.

Ich war baff. So einfach lässt sich ein gutes halbes Jahrhundert audio-technisch überbrücken. „Erleben, was verbindet“ – so hatte ich es noch nie erlebt. Dazu war der Klang noch deutlich besser, als ich es der Datenkompression zugetraut hatte.
Zwei Tage später begann meine musikalisch spannende Fastenzeit. Als Amazon-Kunde habe ich einen kostenlosen, wenn auch eingeschränkten Zugriff auf Amazon-Music. Die Quelle ist also erstmal für „umme“. 25 Euro in einen Bluetooth-Audioreceiver investiert und nach dem Auspacken folgenden Aufbau gewählt:

- Smartphone mit Amazon Music als Musikquelle
- Bluetooth-Adapter für die Stereoanlage
- Verbindung des Bluetooth-Adapters mit dem AUX-Eingang des Verstärkers
- Verbindung des Verstärkers mit dem HiFi-Kassettendeck über Cinch-Kabel
Und, was soll ich sagen: Es funktionierte auf Anhieb! Und der Klang ist mehr als okay – auch im Auto. Dieser Aufbau ermöglicht es euch, Musik von Amazon Music oder anderen Anbietern über euer Smartphone an die Stereoanlage zu streamen und gleichzeitig auf Cassette aufzunehmen. Damit eure Qualitätsansprüche erfüllt werden, sind nur ein paar wichtige Punkte zu beachten:
Bluetooth-Adapter: Ein qualitativ hochwertiger Bluetooth-Adapter ist empfehlenswert. Für meinen Selbsttest habe ich erst einmal ein No-Name-Produkt genommen, werde jedoch bald auf einen höherwertigen Bluetooth-Adapter wechseln. Nach ersten Recherchen werden schon ordentliche Geräte für rund 50 Euro angeboten. Diese unterstützen moderne Bluetooth-Standards und Codecs für eine bessere Audioqualität.
Audioqualität: Denkt bitte daran, dass Bluetooth die Audioqualität durch Komprimierung leicht beeinträchtigen kann. Für die meisten Anwendungen ist dies jedoch kaum wahrnehmbar
Aufnahme auf Cassette: Achtet darauf, dass beide Kanäle (links und rechts) korrekt angeschlossen sind, um eine gute Stereo-Aufnahme zu gewährleisten.
Aufnahmequalität: Die Aufnahmequalität auf Cassette wird naturgemäß begrenzt sein, was für den Gebrauch im Auto jedoch ausreichend sein sollte. Wenn ihr gebrauchte Chromedioxid-Cassetten verwendet (neue sind ganz, ganz schwer zu finden) steuert etwas mehr aus, da die Beschichtung des Bandes gealtert ist.

Der Einsatz eines Bluetooth-Adapters ermöglicht es euch, kostengünstig moderne Streaming-Dienste mit eurer klassischen HiFi-Anlage und Cassetten-Technologie zu kombinieren, was eine interessante Brücke zwischen alter und neuer Audio-Technik schlägt und im Oldtimer musikalisch so richtig Spaß macht. Ich wünsche euch viel Spaß beim Aufnehmen!