‚Motorräder 2025‘ in Dortmund – Meine kleine Zeitreise in die eigene Motorrad-Vergangenheit

Vor einigen Tagen fand die Messe „Motorräder“ in Dortmund statt, die ihr 40-jähriges Jubiläum feierte. Ein beeindruckendes Jubiläum für eine „kleine“ Spezialmesse, die es geschafft hat, jedes Jahr die Moped-Saison tief im Westen einzuläuten. Die Jubiläums-Veranstaltung bot eine beeindruckende Vielfalt aktueller Modelle der großen Hersteller aus Europa, Japan und den USA sowie technisches Zubehör, Bekleidung, Helme und natürlich auch Dinge, die die Welt nicht wirklich braucht. Clubs und IGs waren gut vertreten wie auch eine ganze Reihe von Reiseziele, die um die Gunst der Motorradfahrer warben.

Für mich waren aber historische Motorräder das Salz in der Messe-Suppe und sorgten für nostalgische Highlights. Die Honda CB 750 K2, die verschollenen Bismarck Zweiräder, die revolutionäre Suzuki Katana und die kraftvollen Zweitakt-Motorräder der 1980er Jahre haben mich besonders angesprochen.

Moderne Motorräder im Fokus

Die großen Marken präsentierten ihre neuesten Modelle, die mit modernster Technik, leistungsstarken Motoren und innovativen Designs überzeugen wollen. E-Bikes, Adventure-Bikes und hochentwickelte Sportmaschinen sowie Retro-Bikes bestimmten das Bild der Messe. Trotzdem zog es mich immer wieder zu den historischen Exponaten, von denen ich damals als junger Bursche träumte.

Die Honda CB 750 K2: Meine erste Mitfahrt auf einem Motorrad

Mitten zwischen den futuristischen Bikes stach für mich die Honda CB 750 K2 hervor. Das von 1972 bis 1975 produzierte „Jahrhundert-Motorrad“ zeigte, dass ein Klassiker auch heute noch Begeisterung auslösen kann. Und da kam dann wieder die Erinnerung an meine erste Fahrt als Sozius auf einem Motorrad. Ein guter Bekannter meines Vaters stand auf einmal mit der 750er Honda vor der Tür. Ob ich mal mitfahren wolle? Dreimal darfst du raten. Der viel zu große Helm schob sich schon beim ersten Beschleunigen in den Nacken, ich fiel dabei fast hinter runter, da ich mir solch einen brachialen Vorwärtsdrang nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorstellen konnte. Danach hielt ich mich richtig fest und genoss jede Sekunde auf der Honda.  Der quer eingebaute Vierzylinder-Reihenmotor und die authentische Lackierung in Candy Gold brannten sich in mein Gedächtnis. Die Leistungsdaten der 750er Honda konnte ich auswendig rauf und runter beten: Luftgekühlter Vierzylinder-Reihenmotor, 736 cm³ Hubraum, 67 PS (49 kW) bei 8000 U/min, Höchstgeschwindigkeit über 200 km/h, von 0 auf 100 km/h in 4,6 Sekunden. Aber es waren noch fünf lange Jahre bis zum 1er Führerschein – und mit Anfang 20 gab ich dann doch der Suzuki GS 750 den Vorzug..

Im direkten Vergleich zu den aktuellen Modellen wurde mir erst richtig bewusst, wie revolutionär die Technik der K2 damals war und welchen Einfluss sie auf mich und auch noch die heutige Motorradwelt hatte.

Kennt ihr Bismarck Zweiräder?

Der Stand der IG Bismarck Zweiräder e.V. war für mich eine vollkommene Überraschung. Von dieser Marke aus Radevormwald im Bergischen Land hatte ich bis dato noch nie etwas gehört. Hier erlebten die Messebesucher das komplette Gegenteil zur Hightech-Welt der modernen Motorräder. Die Anfänge des deutschen Motorradbaus demonstrierten zwei originale Motorräder des ehemaligen Traditionsunternehmens, das seinen Markennamen mit Zustimmung des ehemaligen Reichkanzlers gleichen Namens führte. Besonders das Modell LM 150 K mit 6,5 PS und einer Spitzengeschwindigkeit von 80 km/h war eine echte Messe-Perle.

Design-Ikone Suzuki Katana: Zwischen Retro und Zukunft

Ein ganz anderes Highlight stellte die Suzuki Katana für mich dar. Ihre scharfe Linienführung und das innovative Design, das bereits 1981 die Motorradwelt aufmischte, sind für mich viel spannender als die aktuellen ‚Wespengesichter‘. Modelle wie die GSX 750 S Katana und die GSX 1100 S Katana zeigen eindrucksvoll, dass gutes Design einfach zeitlos ist.

Die Geburtsstunde der Suzuki Katana schlug im Jahr 1980. Suzuki Deutschland beauftragte das Target Design Team unter der Leitung von Hans Albrecht Muth, Hans-Georg Kasten und Jan Olof Fellström, ein revolutionäres Motorrad zu entwerfen. Die Katana zeichnete sich durch eine bis dahin nie gesehene Linienführung aus. Ihr Name spiegelt die Mystik des Samurai-Schwertes wider, was sich auch im verwendeten Symbol zeigt. Das Design war für die damalige Zeit aufsehenerregend: spitze Halbverkleidung mit kurzem Windschild, optische Verschmelzung von Verkleidung und Tank sowie eine keilförmige Frontpartie.

Die Zweitakt-Motorräder der 1980er: Agilität pur

Auf einem Messestand für Zweitakter fühlte ich mich direkt in die 1980er Jahre zurückversetzt. Die Yamaha RD 500 V4 und die Suzuki RG 500 Gamma waren nicht nur optisch, sondern damals auch akustisch ein echtes Erlebnis. Der typische Sound der Zweitaktmotoren war der Grand Prix-Sound für die Landstraße und der Geruch des mitverbrannten Öls ist mir heute noch in der Nase.

Ein Höhepunkt war die Yamaha RD 500 V4, eines der schnellsten Motorräder der 500er Klasse. Mit ihrem V4-Zweitaktmotor leistete sie serienmäßig 88 PS und war eine Replik der Weltmeister-Maschinen von Wayne Rainey und Eddie Lawson.

Suzuki hielt mit der RG 500 Gamma kräftig dagegen. Mit 95 PS war die RG noch leistungsstärker als die Yamahas RD 500. Die 1980er Jahre waren geprägt von einem intensiven Wettbewerb zwischen den japanischen Herstellern, der zu immer leistungsstärkeren und technisch fortschrittlicheren Zweitakt-Motorrädern führte. Diese Modelle definierten das Konzept von Leistung und Agilität neu, mit Motoren hoher Verdichtung und leichteren Rahmenstrukturen. Das war reine Grand Prix-Technik für die Straße.

Die „Motorräder 2025“ in Dortmund hat mir eindrucksvoll gezeigt, wie sehr sich die Motorradwelt weiterentwickelt hat. Während heute digitale Fahrmodi, Assistenz-Systeme, Quickshifter und PS-Zahlen jenseits der 200 oder zweirädrige Reisemobile den Markt bestimmen, erinnerten mich die Maschinen aus meiner guten, alten Zeit daran, woher meine Faszination für Motorräder kommt. Die Kombination aus neuen und alten Motorrädern machte die Dortmunder Messe für mich zu einer kleinen Reise in meine eigene Motorrad-Vergangenheit. Geschichte geht halt nicht ohne Blick nach vorne und Moderne nicht ohne Wurzeln im Gestern.

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