Marco Lucchinelli: Der wilde Weg zur 500-cm³-Weltmeisterschaft 1981
Am 5. Juli 1981 fand auf der Ardennen-Achterbahn in Spa-Francorchamps der neunte von 14 Weltmeisterschaftsläufen für Motorräder statt. Und es regnete diesmal nicht beim Rennen in Belgien. So konnte ich auf der Innenseite der Spitzkehre von La Source, damals die letzte Kurve vor Start und Ziel, einige gute Fotos schießen. Ganz analog mit einer Minolta Spiegelreflex-Kamera und natürlich auf Diafilm.

Nachdem Toni Mang den Lauf der 250ger Klasse gewonnen hatte, warteten alle gespannt auf die 500 ccm-Königsklasse. Würde es Kenny Roberts sen. hier gelingen, wieder an dem Italiener „Lucky“ Marco Luccinelli in der WM-Tabelle vorbeizuziehen, oder baute der wegen seines wilden Fahrstils oft auch gerne als „Crasy Horse“ bezeichnete Luccinelli seine Führung in der Weltmeisterschaft weiter aus? Wie immer ging Lucky mit dünner Lederkrawatte unter der Rennkombi an den Start. Und schnappte sich mit seiner Suzuki genau vor mir, beim Anbremsen an die La Source „King Kenny“ auf seiner Yamaha. Und dieses WM-entscheidenden Überholmanöver hatte ich im Kasten!
Marco Luccinelli schrieb 1981 seine Geschichte in der Motorrad-WM: Mit seinem wilden Fahrstil und seiner unerschütterlichen Entschlossenheit sicherte er sich den prestigeträchtigen Weltmeistertitel in der 500-cm³-Klasse. Diese Saison war nicht nur ein Höhepunkt seiner Karriere, sondern auch eine der spannendsten in der Geschichte des Motorsports. Quasi als Augenzeuge werfen ich hier einen Blick zurück auf seinen Weg zum Ruhm und die entscheidenden Rennen, die ihm die Krone einbrachten.

Der Erfolgscocktail 1981: Lucky, Suzuki & Gallina
Lucchinelli, liebevoll „Crazy Horse“ genannt, fuhr 1981 für das Team Gallina Suzuki auf einer RG 500. Das Motorrad, bekannt für seine Schnelligkeit und Agilität, passte perfekt zu seinem aggressiven Fahrstil. Mit harter Konkurrenz wie den Amerikanern Kenny Roberts sen. und Randy Mamola sowie dem unvergessenen Briten Barry Sheene war die Saison jedoch alles andere als einfach.
Die entscheidenden Rennen der Saison
Lucky gewann insgesamt fünf von 14 Grand Prix und sammelte in der Saison konstant Punkte, die ihn schließlich zum Weltmeister machten. Erst beim vierten Lauf des Jahres platzte der Knoten bei Marco Luccinelli. Im südfranzösischen Le Castellet auf dem Circuit Paul Ricard siegte er beim Großer Preis von Frankreich Lucchinelli dominierte das Rennen und verwies Randy Mamola und Graeme Crosby auf Plätze zwei und drei.

Bei der 51. Deutsch TT auf der berühmten Strecke von Assen zeigte „Crazy Horse“ erneut seinen unbedingten Willen zum Sieg und ließ auf dem anspruchsvollen Kurs von Drenthe Lokalmatador Boet van Dulen und Kork Ballington hinter sich. Schon eine Woche später stand er wiederum ganz oben auf dem „Stockerl“. Beim Großen Preis von Belgien bremste er den dreimaligen Weltmeister Kenny Roberts sen. vor La Source aus und siegte erneut. Roberts wurde Zweiter, Randy Mamola Dritter.

Der wohl emotionale Höhepunkt für Lucky war der 1. Grand Prix von San Marino im Imola. Beim Heimspiel vor jubelnden Tifosi sah er zum dritten Mal in Folge als Erster die Zielflagge. Für Barry Sheene und Graeme Crosby blieben nur die Ränge zwei und drei.
Der vorletzte Grand Prix des Jahres fand auf dem herausfordernden Straßenkurs im finnischen Imatra statt. Auch beim Großen Preis von Finnland siegte Marco Luccinelli, verwies seinen ärgsten WM-Kontrahenten Randy Mamola auf Rang zwei. Dritter wurde Kork Ballington auf Kawasaki.

Das Erfolgsgeheimnis: Speed und Konstanz
Lucchinellis Fahrstil war unorthodox, wild und manchmal unberechenbar – doch genau das machte ihn so erfolgreich. Er war nicht nur schnell, sondern auch konstant. Selbst in Rennen, die er nicht gewann, sammelte er wertvolle Punkte, die ihm schließlich den Titel einbrachten. Er sammelte 1981 105 WM-Punkte, sein amerikanischer Suzuki-Markenkollege Randy Mamola kam als Vize-Weltmeister auf 94 Zähler.
Seine Zusammenarbeit mit dem Team Gallina war natürlich ein entscheidender Schlüsselfaktor. Die Mannschaft um Patron Roberto Gallina bereitete die Werks-Suzuki RG 500 perfekt vor und war auch im Jahr danach das Maß der Dinge. Während Titelträger Lucky zu Honda wechselte, holte sich sein Landsmann Franco Uncini auf der Gallina-Werks-Suzuki 1982 den WM-Titel.
